Share Economy in der Energiewelt – airbnb und car2go für Strom?

Airbnb und car2go verkaufen keine Produkte, sondern stellen Plattformen zum teilen oder mieten zur Verfügung. Das sorgt für Wirbel – und es stellt sich die Frage: Wie steht es um die Energiebranche? Kommt die Share Economy auch hier an?

Vom Produkt zur Share Economy- airbnb und car2go

60.000.000 Gäste gesamt – keine Frage, man muss Airbnb ernst nehmen. Dabei verkauft das Unternehmen gar keine Übernachtungen, sondern vermittelt diese und verlangt dafür Provision. Ähnlich verhält es sich bei car2go: Der Carsharinganbieter von Daimler und Europcar bietet Mietautos im Stadtgebiet. Ein Fahrzeug wird dabei nicht verkauft, sondern verdient wird an der Vermietung und Vermittlung.

Was verbindet diese Unternehmen? Sie verkaufen kein Produkt, sondern bieten eine Plattform zum mieten oder teilen. Die Plattform ist das Geschäftsmodell, nicht die Fabrik. Teilen, mieten, tauschen statt produzieren – Share Economy eben. Zudem setzen alle drei auf Digitalisierung – alles Wichtige lässt sich online per App erledigen.

Was, wenn in jedem Auto zwei bis vier Personen säßen? Share Economy will Ressourcen durch teilen, leihen oder tauschen besser und effizienter nutzen. shilin wang / pixabay /CC 0 1.0.

Und das Neue? Der Erfolg!

Und was ist jetzt das Neue daran? Hotels vermitteln Übernachtungen, Ferienhäuser gab es schon weit vor dem Internet und Mietautos auch. Neu daran ist die Kombination aus Digitalisierung, Dienstleistung und dem schnellen Wachstum:

  • Airbnb vermittelt in deutschen Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern jede elfte Übernachtung, insgesamt bietet das 2008 gestartete Portal über 2.000.000 Inserate an.
  • car2go, seit 2012 in der Umsetzungsphase, vermeldet in Deutschland 3.000 Fahrzeuge und 160.000 registrierte Nutzer.

Keine Einzelerscheinungen, die großen im Hintergrund

Dabei sind die beiden keine Einzelerscheinung – neben Airbnb und car2go kämpfen eine ganze Reihe von Konkurrenten um ein Stück vom Share-Economy-Kuchen und auch die Großen interessieren sich für die Plattformen:

  • Flinkster ist das Carsharing-Angebot der Bahn, car2go gehört Daimler und Europcar, multicity Citroen und DB Rent und DriveNow Sixt und BMW.
  • Online-Riese Expedia kauft den Airbnb-Konkurrenten HomeAway, die Tochter Tripadvisor ersteht die Ferienwohnungsvermittlung housetrip und Hotelkette Accor onefinestay.

Kurzum: Share Economy bekommt durch das Internet Rückenwind. Mit einem Smartphone in der Tasche kann alles in Sekundenschnelle getauscht, geliehen oder geteilt werden – für Unternehmen eine Goldgrube. Sie bieten die Plattform und verdienen bei jeder Transaktion mit, für den Kunden ist das bequem und günstig. Und die Energiewelt? Kommt hier auch die Share Economy?

Schickes Appartment statt schnödes Hotelzimmer – Plattformen wie airbnbn vermittelt neben Unterkünften auch das Gefühl von Individualität und Authentizität. 6 von Thomas Payne / CC BY-SA 2.0.

Die Energiewelt und Share Economy: Communities und Blockchain

Auch in der Energiewelt tut sich einiges, hier eine unvollständige Liste:

  • Allen voran fallen die Energie-Communities auf. In Deutschland bieten sonnen, buzzn und beegy solche Gemeinschaften. Sie alle eint das Versprechen, Strom mit jemand anderem aus der Gemeinschaft teilen zu können. Erzeugung und Verbrauch finden innerhalb der Community statt, Schwankungen werden gegenseitig ausgeglichen und klassische Versorgungsunternehmen sollen schrittweise zurückgedrängt werden. Unterschiedliche Ansätze bieten die Pioniere beim Preismodell, bei der Direktvermarktung, bei der Direktvermarktung oder auch für den Fall, dass einmal nicht genügend Strom in der Community verfügbar ist.
  • Bei “Blockchain” dürfte den meisten lediglich “Bitcoin” einfallen. Und tatsächlich ist der Codeschnipsel für die Geldgeschäfte ohne Banken verantwortlich. Ähnlich könnte so eine Technologie ohne Mittelsmann den Handel von Energie zwischen Erzeuger und Verbraucher billiger erledigen, so Kristen Hasberg von der Initiative Blockchain Hub Berlin in der SZ. Photovoltaikanlagenbesitzer und Verbraucher könnten so direkt untereinander Strom handeln. Im Hintergrund gestaltet sich das weitaus komplizierter – wie blog-stromhaltig anschaulich erklärt.

Die Herausforderung: Regularien, Vertrauen, Masse

Allerdings stehen der Share Economy noch einige Hindernisse im Weg:

  • Natürlich sind die Energiemärkte und deren Regeln heute noch nicht auf neue Konzepte wie Communities oder Blockchain ausgelegt – manche Idee lässt sich deshalb noch nicht konsequent umsetzen.
  • Share Economy, Communities und auch die Blockchain brauchen eine kritische Masse, um zu funktionieren. Ohne diese Masse kommen hohe Kosten und Frustration auf die Kunden zu – wer will schon immer mit den gleichen drei Kollegen tauschen?
  • Außerdem, so werden Kritiker einwenden, lässt sich Strom physikalisch nicht teilen – niemand kann bestimmen, wohin der erzeugte Strom fließt. Insofern ist Share Economy hier nicht so konkret zu verstehen wie bei airbnb oder car2go, wo tatsächliche Betten oder Autos geteilt werden. Vielmehr werden hier Erzeuger und Verbraucher ohne Dritte miteinander in Verbindung gebracht.
  • Schließlich birgt Share Economy auch etliche Probleme in sich – disruptiv und sharing bedeuten übersetzt oft nicht mehr als Scheinselbstständigkeit, vorbei an der Steuer und schützenden Gesetzen, hinein in den Plattformkapitalismus (siehe dazu Sascha Lobos Artikel im Spiegel).

Fazit: Potential vorhanden

Share Economy ist Schlagwort der Stunde – und hat auch in der Energiewirtschaft Potential. Erzeuger und Verbraucher könnten sich mit weniger Umwegen treffen und eine bessere Verteilung Nutzen für alle schaffen. Allerdings ist großer Optimismus fehl am Platz – für Ideen der Share Economy sollte in der Energiewelt ein Platz gefunden werden, ohne das gute Regeln, Löhne und Sicherheiten über Bord fliegen. Man denke nur an Ubers verdreifachte Preise nach der Geiselnahme in Sydney – ganz nach dem Motto “Nachfrage bestimmt den Preis”.